Kranke Kinder im Urlaub - ein kleiner, persönlicher Ratgeber.

Wenn Kinder im Urlaub krank sind, ist das immer eine ziemlich doofe Angelegenheit...
vor allem bei ganz kleinen, die nicht artikulieren können was sie haben könnten...

Da ich ja auch Krankenschwester bin möchte ich heute ein paar Tipps geben um die Ernsthaftigkeit einer Erkrankung einschätzen zu können.


Auch hier gilt natürlich: Keine Erfahrung, kein Ratgeber, keine Internetseite dieser Welt kann einen Arztbesuch ersetzen. Wenn Ihr unsicher seid, geht lieber mit den kleinen einmal mehr zum Arzt, als einmal zu wenig.

Trotz allem sind die meisten Erkrankungen nicht ernsthafter Natur. Kinder haben schnell einen Virusinfekt, der in aller Regel harmlos abläuft.

Auch wenn es sich unter Umständen schon rumgesprochen hat: Erkältungen sind zumeist Viruserkrankungen. Die kleinen Gesellen haben meist Schnupfen, Halsschmerzen und Reizhusten im Gepäck und gern kommen sie Freitags nach 12 zu Besuch... oder natürlich im Urlaub, Ausland, ohne deutschen Arzt.

Bei einem Virusinfekt hilft KEIN Antibiotika. Das sollte eigentlich klar sein, aber immer wieder stelle ich fest: Das ist es nicht.

Versuchen wir uns mal ein bisschen vorzuarbeiten:

Erkältung:
Halsschmerzen? In den Hals leuchten... meist ist er rot. Aber rot gibt es auch in verschiedenen Abstufungen. Er kann gerötet oder hochrot sein. Hilfreich ist es ein Gespür dafür zu  entwickeln wann ein Halsinfekt wirklich schlimm ist. Viele schwören auf Hausmittel wie Quarkwickel oder gurgeln mit Salz und ähnlichem. Bei Halsschmerzen hilft meiner Meinung nach erst einmal: Bisschen schonen und abwarten. 1-2-3 Tage später kann die Sache schon ganz anders aussehen.

Ich favorisiere anstatt Lutschtabletten das Spray "Tantum Verde" aus der Apotheke, dass einen betäubenden Effekt hat und die Halsschmerzen lindert.  Wenn das Kind Fieber hat und eine  - womöglich noch eitrige- Angina entwickelt, kommt man allerdings doch nicht um das Antibiotika herum.

 

Fieber und Schmerzen:
Wenn Mini Fieber hat, ist natürlich erst einmal die Frage wie hoch? 37-38 Grad sind im medizinischen Sinne kein Fieber. Bis 39 Grad haben Kinder schnell mal auf dem Thermometer. Mich persönlich schockieren auch 40 Grad nicht, weil Fieber eben eine natürliche Reaktion des Körpers ist. Ab ca. 38,5 Grad soll man fiebersenkende Medikamente geben. Paracetamol und Ibuprofen sind erste Wahl. ASS (Aspirin) ist für Kinder unter 12 nicht zugelassen.  Wadenwickel sind ein wirksames Hausmittel.

Arztwürdig wird es immer, wenn das Fieber

-länger als 3 Tage anhält,

-sich nicht medikamentös senken lässt oder

-in kritische Dimensionen jenseits 41 Grad geht.

Unser Ibuprofen Fiebersaft ist unser ständiger Begleiter auf Reisen. Kann mittlerweile auch in 5 Sprachen Nachschub kaufen :-)

 

Ausschlag+ Fieber:
Hier ist ein wenig mehr Vorsicht geboten... Bei Fieber und Ausschlag gleichzeitig besser den Arzt aufsuchen. Es könnte eine ansteckende Infektionskrankheit dahinter stecken. Und ich fände es auch ziemlich doof, wenn einer sein Scharlach-Kind auf den Spielplatz schickt.  Beim 3-Tage Fieber ist es allerdings klassisch so, dass Kinder erst Fieber haben, und nach 3 Tagen mehr oder weniger rote Pünktchen bekommen. Dann ist das ganze allerdings überstanden.


Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündungen:
Sind meistens unangenehm, versuche ich aber meist nur mit Nasenspray zu begegnen. Wer starke Kopfschmerzen hat, bekommt Ibuprofen als Schmerzmittel. Ansonsten heißt es abwarten. Lindernd helfen Inhalationen mit Dampf und Kochsalz.

 

Husten:
Reizhusten ist unangenehm und quälend und  die ersten Tage klassischerweise ohne Auswurf ( also das gelbe und grüne Spucki.. ) Ergo hift hier kein "Hustensaft".  Gegen echten Reizhusten helfen nur Medikamente die man mittlerweile nicht mehr frei zugänglich bekommt.  Dort kann man also Hausmittel anwenden wie Kartoffelwickel, Inhalationen, Zwiebelsaft oder ähnliches. Wirkweise und erwartete Wirkung liegen dabei immer im Auge des Betrachters und auch hier gilt: Was hilft, hilft.

Unter dem Stichwort Hustensaft verbergen sich verschiedene Medikamente: manche sind pflanzlicher Natur, manche rein chemisch. Genau hinschauen: die meisten sind Schleimlöser - die bekannten ACC und Ambroxol die sich unter vielen Handelsnamen verstecken.
Bei trockenem Husten kann man getrost darauf verzichten, denn diese helfen hier sowieso nicht. Wenn nach ein paar Tagen dann die bakterielle Infektion dazu kommt (was in der Regel der Fall ist, also langsam der Auswurf das Tageslicht erblickt), kann man über Schleimlöser nachdenken. Ich persönlich halte ich da sehr mit zurück. Bei Kindern unter 4 Jahren soll man Expektorantien übrigens gar  nicht mehr anwenden, weil die kleinen noch nicht richtig abhusten können.

Wenn der Husten nach ein paar Tagen nicht besser wird oder die Kinder  anfangen zu "röcheln" gehen wir zum Arzt damit dieser wenigstens mal drauf hören kann. Auch starker Husten in Verbindung mit hohem Fieber (über 39 Grad) deutet immer auf eine starke Bronchitis hin und sollte lieber überprüft werden.

Verletzungen:
Fuß oder Arm umgeknickt? Ich gehe immer stark davon aus, wer noch auftreten kann kann nicht sooo stark verletzt sein. Ansonsten gilt es zu beobachten... kann man z.B den Arm noch Bewegen?
Wenn ja, würde ich erstmal abwarten... kühlen, hochlegen. Eventuell ein Verband zum stützen (oder beruhigen). Wir fahren immer mit einem ganzen Karton an Kühlverbänden in den Urlaub... Kühlakku geht natürlich auch. Wenn etwas direkt dick anschwillt oder in anatomisch unmögliche Lagen zu bewegen ist direkt zum Arzt.
Bei Stürzen auf den Kopf immer genau Beobachten. Wirkt das Kind fahrig, müde oder irgendwie nicht richtig oder gar schlecht ansprechbar, ab zum Arzt. Auch Übelkeit kann ein Zeichen sein für eine ernste Kopfverletzung. Wenn meine Jungs sich wieder mal richtig den Kappes angedötscht haben (wir haben das sehr oft mit sehr ausgeprägter Hämatombildung) dann leuchte ich zusätzlich mit einer Taschenlampe stündlich in die Augen. Auch in der Nacht stehe ich bei schlimmen Fällen dafür auf, aber nicht vergessen... die Erfahrung macht hier den Wert aus.  Die Pupillen sollten reagieren und klein werden. Auch sollte man drauf achten ob beide gleich groß sind. Nicht reagierende Pupillen oder Größenunterschiede in Zusammenhang mit einem Sturz auf den Kopf - sofort zum Arzt kontrollieren lassen.

Splitter:
Würde ich immer rausholen. Kann mit Pinzette/ Nadel/ Kanüle/ Skalpell zu Leibe rücken... danach desinfizieren. Fertig. Ein gewisser Hang zum Sezieren und Süßigkeiten zur Beruhigung gehören dazu.

Insektenstiche:
Sind in der Regel harmlos, der Feind ist hier die allergische Reaktion. Stachel entfernen, nicht ausdrücken! Dadurch verteilt man das Gift nur mehr in der Haut.
Gegen das Aua also kühlen, auch hier kommen wieder meine Kühlverbände zum Einsatz, ansonsten Kühlakku oder Eiswürfel bzw. Eisblase (kaltes Wasser mit Eiswürfeln im Gefrierbeutel). Soventol Gel kann auch helfen. Wenn Ausschlag auf dem Körper auftritt sowie Übelkeit, Frösteln, Schwindelgefühl, Kopfschmerz oder Atembeschwerden, sollte man einen Notarzt rufen! Es könnte sich um eine allergische Reaktion handeln die im Extremfall bis zum allergischen Schock führen kann. Das gleiche gilt bei einem Insektenstich im Mund.

 

Entzündung:
Da es viele unterschiedliche Entzündungen gibt ein paar allgemeine Regeln. Die meisten harmlosen Wunden entzünden sich gar nicht, deswegen hier ein paar Tipps für schon ein bisschen ernstere Sachen.
-Warum ist etwas entzündet? Diese Ursache sollte bekämpft werden, ein Splitter, Stachel oder eingewachsener Nagel beseitigt werden.
-Wunden immer reinigen. Einfach neues Pflaster draufkleben reicht NICHT! Am besten mit sterilen Kompressen, behelfsweise mit sauberen Taschentüchern (immer noch besser als nichts), und Desinfektionsmittel (ich empfehle Octenisept, das brennt nicht) desinfizieren und leichtem Druck abwischen! Auch die gute alte Betaisadonna Salbe kann man noch drauf machen.
-Bei schlimmen Entzündungen kann man auch eine Kompresse/ Taschentuch mit Desinfektion tränken und mal 10 Minuten einwirken lassen, wirkt Wunder!

-Entzündete Wunden verbinden, damit kein Dreck reinkommt. Das ganze täglich.

Wenn man nur diese Tipps beherzigt, wird man der Entzündung recht schnell Herr werden. Wenn gar nichts hilft und die Entzündung größer und schlimmer wird, kontrollieren lassen. Kinder sollten ja geimpft sein, aber einmal mehr kontrollieren schadet nicht...

 

Durchfall und Übelkeit:
Treffen so ziemlich jeden mal im Urlaub. Die schlechte Nachricht: Man kann fast nichts machen.
Ich persönlich gebe hier gar keine Medikamente. Wenn es ganz hart auf hart kommt, höchstens mal Vomex gegen Erbrechen und Übelkeit. Mittel gegen Durchfall sehe ich eher kritisch. Elektrolythlösungen braucht man nur, wenn wirklich eklatant viel ausgeschieden wird. Ansonsten reicht auch ein Haps Zucker und Salz (daher die bewährten Salzstangen mit Cola- bis heute DAS einzige was meinem Mann hilft...).

Wer Kinder hat die in anderen Ländern zu Durchfall neigen, kann mit Präparaten aus dem Reformhaus gut bedient sein. Hier gibt es so Molkebakterien Tropfen (Molkur), die die Darmflora stärken. Habe das ganze an mir selber ausprobiert, hat gut funktioniert!

Das war eine kleine Auswahl der gängigsten Urlaubsbegleiter... falls ihr noch Fragen oder Anregungen habt, schreibt mir einfach!

 

Allzeit gesunde Kinder wünscht Euch

 

Eure
Steffi

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Kommentare: 1
  • #1

    Sarah (Donnerstag, 28 Juni 2018 23:47)

    Hallo, meine Tochter 16 Monate alt hat seit 1 Wochen einen viralen Infekt, also Schnupfen, ein wenig husten (nicht trocken) und Temperatur zwischen 37,3-37,8. Wir wollten in 3 Tagen in die Türkei fliegen. Der ka hat einen bluttest gemacht dabei war alles normal. Was soll ich nun tun, fliegen oder nicht? Hoffe sie können mir weiter helfen. Danke schon mal. Viele Grüße